UA Donaueschingen 2011
"Ball schön flach oben rein", ein Spruch von Mehmet Scholl, beschreibt sehr schön den Widerspruch von Worten und dem tatsächlich Gemeinten. Es ist eben nicht egal, ob der Ball nur so da
oben rein geht. Das Flache bedeutet für mich Schärfe, ein Schuss wie ein Strich. Ich stelle mir einen perfekten scharfen Schuss ins rechte obere Eck vor. Oder ins linke.
Wer sich für Fußball interessiert, wird über den Satz schmunzeln, jeder andere wundert sich eher.
Jeder Schritt eines Spielers wird akustisch umgesetzt, entweder als Ton- oder Geräuschakzent oder als kurze Unterbrechung eines vorhandenen Klanges. Ebenso das Tempo eines
Spielers lässt sich erfassen und musikalisch umsetzen.
Als Komponist überlasse ich den rhythmischen Part des Stückes anderen Leuten, dem Zufall, dem Verlauf des Spieles. Gestalten kann ich während des Spieles die Klänge und was mit diesen passieren soll.
Auch die Dramaturgie des Spieles lässt sich ändern. So kann die Anzahl der Spieler auf dem Platz jede Minute anders sein. 6 gegen 6 oder nur 3 gegen 3. Der Klang wird leiser, dünner oder
lauter und dichter. Auch Spieler ohne Klang gemischt mit Klangspielern ist möglich. Verschiedene Spielfeldgrößen können wechseln. Und wenn der Ball im Aus ist, kann es Aktionen am
Spielfeldrand geben, Musiker, die die Spielunterbrechungen akustisch füllen. Auch das Publikum kann instruiert werden, bei bestimmten Situationen lautstark zu reagieren.
In einer Leipziger Aufführung war während des Spieles neben dem Schiedsrichter noch ein Dirigent auf dem Platz, der die "Randaktionen" der Musiker koordinierte und mit den Klängen der Spieler mischen konnte.
Außerhalb des Fußballs gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten des mobilen Lautsprecherchores. Mit im Moment 12 Systemen lässt sich sehr interessant ein Raum innen oder im Außenbereich bespielen. Klangeffekte
kommen auch zustande durch das Drehen des Körpers und damit des Lautsprechers weg oder hin zum Publikum.
Während in Donaueschingen und Köln noch herkömmliche Midi-Sound-Karten benutzt wurden, sind es jetzt Waveplayer oder RPi, die weit mehr klangliche Möglichkeiten eröffnen.
Wie so oft ist Donaueschingen ein Versuchsfeld von neuen Ideen, die später weiter gedacht und vervollkommnet werden.
"Ball nice and flat and above into the goal", a saying by Mehmet Scholl, very nicely describes the contradiction between words and what is actually meant. It does not
matter if the ball just goes up there. For me, the flat means sharpness. I imagine a perfect sharp shot in the upper right corner. Or the left one.
Anyone who is interested in soccer, will smile about the sentence, everyone else is more surprised.
Each step of each soccer-player is acoustically implemented as a tone or noise. Either as an accent or as a short pause of a preceding sound. Likewise, the tempo of a player also can be implemented musically.
As a composer, I can't influence the rhythmic part of the game. So I use the random accents and the course of the game. I only can change the sounds and there quality.
The dramaturgy of the game can also be changed. So the number of players on the course can also be different from minute to minute. 6 vs. 6 or only 3 vs. 3. The sound becomes quieter, thinner
or louder and filled with more sounds. It is even possible mix players without sound with sound players. Different game field sizes can be changed too. And when the ball is out, there can be
actions on the sidelines, musicians who fill the game interrupts acoustically. The public can also be informed to react vociferously in certain situations.
In a performance in Leipzig a conductor was on the matchfield in addition to the referee. He coordinated "actions" during the game. He could mix sounds of musicians with the sounds of the players.
There are numerous uses of the mobile speaker choir with out the scoccer. With 12 systems at the moment, it is very interesting to play on a room inside or outside. Sound
effects come also about by turning the body and thus the speaker away or towards to the audience.
While in Donaueschingen and Cologne still conventional Midi sound cards were used, it is now Playes or minicomputers, which open up far more tonal possibilities.
As so often, Donaueschingen is an experimental field of new ideas, which are later thought and perfected.
Fotos: ES = Erwin Stache, TdjW = Theater der jungen Welt