Flüster Laut

UA Luxemburg Philharmonie 2009

Das Megafon versucht, Schall in eine Richtung auszugeben und zu verstärken, um Informationen über große Distanzen zu transportieren. In "Flüster Laut" wird es zum "Leisetöner". Ein Dialog entspinnt sich, der aber zu nichts führt und nur scheinbare Absprachen trifft. Wenn man flüstert oder leise spricht, muss man um so deutlicher artikulieren, um Inhalte zu vermitteln. Der zu hörende Text vermittelt den Eindruck von Absprachen oder Verabredungen. Ab und zu verlässt die Sprache ihre Funktion als Informationsträger, um mit Lauten geräuschvoll und musikalisch zu variieren. Der Klang der Sprache erinnert an Dadaismus und Lautpoesie. Durch das Drehen der Megafone und das Setzen von Pausen könnte man meinen, die Stimmen hätten Angst vor unerwünschten Mithörern, die ihr imaginäres Vorhaben verraten könnten. Die Übermittlung bleibt geheiminisvoll. Andererseits fühlt man sich als Besucher beobachtet, so als würden die Megaphone nicht nur sprechen, sondern auch lauschen. Es bleibt ein gegenseitiges Beobachten.

Text zur Uraufführung in Luxemburg 2009:
Neun auf Stativen angebrachte Megaphone drehen sich um ihre eigene Achse hin und her. Der Architektur der Anlage des Fort angepasst sind sie symmetrisch verteilt. Sie geben nicht nur wie in ihrem zugedachten Verwendungszweck Anweisungen zur Reglementierung oder Fußballanfeuerungsrufe von sich, sondern werden im Gegenteil auch für leise Töne und Geräusche eingesetzt. Wie Wachposten stationiert geben sie Nachrichten einander weiter, manchmal verständlich, manchmal geflüstert und nur als Geräuschkulisse wahrnehmbar. Durch die sich drehenden objekte wird einerseits der Eindruck des Abhorchens vermittelt, andererseits scheint es ähnlich wie beim Spiel "Stille Post" ein gegenseitiges Übermitteln von Informationen zu geben. Das Prinzip bleibt unerkannt, die Übermittlung verläuft geheimnisvoll. In Anlehnung an die Festungsanlage und den Versuchen, Luftraum und Wasser mittels großen Parabolspiegeln abzuhören, nimmt die Installation auch Bezug auf militärische Forschung und Erforschung der Umwelt. So wurden u.a. Soldaten im ersten Weltkrieg als Hörwache eingesetzt und hatten stundenlang das Gelände zu belauschen. Losgelöst von den militärischen Zielstellungen kommt eine groteske Ebene hinzu. Die objekte machen ihre Arbeit weiter, ohne Befehle und Notwendigkeit und vermitteln eine Diensbeflissenheit, die sich nur noch auf Form, auf den Klang des Raumes, die Bewegung von Geräuschen, den Klang von Worten usw. anstatt auf korrekte militärische Anweisungen konzentriert.


Fotos, wenn nicht anders angegeben, Erwin Stache